Nachbarschaftstage

 

Wasserwerksnachbarschaft im Landkreis Unterallgäu West

47. Fortbildungstag in der Gemeinde Pless am 06. November 2013

Nachbarschaftsleiter : Thomas Junger B.A.

In seit Jahrzehnten bewährter Zusammenarbeit haben das Wasserwirtschaftsamt Kempten und der Wasserwerksnachbarschaften Bayern e.V. zum 47. Wasserwerksnachbarschaftstag des Landkreises Unterallgäu eingeladen.

36 Teilnehmer aus den Reihen des technischen Betriebspersonales von 24 Wasserversorgungsunternehmen nutzten das Angebot zu Fortbildung und Erfahrungsaustausch.

Zur Pflege eines sachdienlichen und kooperativen Behördenkontaktes standen den Teilnehmern folgende kompetente Behördenvertreter wäh-rend der gesamten Dauer der Veran-staltung zur Verfügung :

Werner Straub, Gesundheitsamt Mindelheim, Gesundheitsaufseher

Sonja Reichle, Wasserwirtschaftsamt Kempten, Sachbearbeiterin des Landkreises

Martin Merk, Wasserwirtschaftsamt Kempten, Technische Gewässeraufsicht

Martin Daser, Landratsamt Mindelheim, Abteilung Wasserrecht

Die Themen des Fortbildungstages sollen den Kollegen Unterstützung im Betriebsalltag sein und fachliche Hinweise zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben vermitteln. Um den Geist des WWN-Bayern e.V. bis in die kleinräumigen Strukturen der bayerischen Wasserversorgungslandschaft zu tragen, werden von WWN-Leiter Thomas Junger die Ergebnisse der jährlichen WWN-Leitertagung vorgetragen und somit die Basis über die Vereinsarbeit informiert. Ein wesentliches Kriterium für die Zusammensetzung der Tagesordnung ist weiterhin die Auswertung der Feedback-Bögen der letzten Veranstaltung. So ist gewährleistet, dass man nicht an den Interessen der Teilnehmer vorbei plant und dort einsteigt, wo aus der Sicht der Kollegen der Schuh drückt.

In seiner Begrüßung erläuterte Peter Lessmann, Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde Pless, den Werdegang, die aktuelle Situation und die zukünftige Entwicklung der Wasserversorgung der Gemeinde. Die Nachbarschaftstage der WWN Unterallgäu finden seit Anbeginn traditionell immer in einer anderen Gemeinde statt. Dies ist bei ca. 80 Wasserversorgern im Landkreis eine ausgezeichnete Gelegenheit, über das Betriebspersonal hinaus auch die Leiter der gemeindlichen Wasserversorger mitsamt allen Problematiken, positiven Fortschritten und Hintergründen kennen und verstehen zu lernen.

Der Leiter der Wasserwerksnachbarschaft, Thomas Junger B.A., hauptberuflich beschäftigt als Abtei-lungsleiter Wasserwerksanlagen bei den Stadtwerken Memmingen, erörterte anhand eines Beitrages aus dem Vortragsangebot der Arbeitsgruppe Schulung des WWN e.V. den sachgerechten Umgang mit Hydranten. Hauptaugenmerk dieses Fachvortrages lag bei der Bedienung der Hydranten und der damit verbundenen Gefahren bezüglich der Trinkwasserqualität sowie möglichen Beschädigungen infolge von Bedienungsfehlern.

Im Zuge des Hydranten-Themas entstand eine rege Diskussion bezüglich den Vorschriften bei der Befüllung von Behältern aller Art mit Trink-wasser, wie z.B. Spritzmittelfässer, Löschfahr-zeuge, Kommunalreinigungsfahrzeuge, Schwimmbäder etc. .

H. Junger ist bei den Stadtwerken Memmingen diesbezüglich die zuständige Stelle und erläu-terte den interessierten Teilnehmern anhand des bestehenden Regelwerks die entsprechen-den anerkannten Regeln der Technik. Ohne dieses fachliche Grundwissen sind die notwen-digen Maßnahmen vor Ort zur Sicherung der Trinkwasserqualität nur schwer durch zu setzen, zumal dies meist mit einem gewissen Investiti-onsaufwand verbunden ist, der normalerweise nicht so ohne Weiteres akzeptiert wird.

Zur Reduzierung von Wasserverluste durch Leckagen im Rohrnetz (bei mehr als 10 % Verlust pro Jahr entsteht laut Regelwerk dringender Handlungsbedarf) referierte Herr Andreas Kirchner, Fa. SEBA KMT, zum Thema „So minimieren Sie Wasserverluste heute – Geräuschpegellogger-Netzwerk mit Korrelationsfunktion". H. Kirchner erläuterte sehr praxisnah die Einsatzmöglichkeiten anhand beste-hender Einsatzgebiete sowie deren Auswertung und der entsprechenden Ableitung der notwendigen Maßnahmen. Anhand der präsentierten Ausstellungsstücke und des Infomaterials konnten sich die Teilnehmer ein umfassendes Bild dieser Technik machen.

Als sehr spannend erwies sich der Tagesordnungspunkt „Aktuelles von Behördenseite mit anschlie-ßender Diskussion gegenwärtig anstehender Themen aus dem Betriebsalltag der teilnehmenden Wasserversorger".

Frau Reichle vom WWA Kempten eröffnete diesen Block mit erfreulichen Nachrichten bezüglich der positiven Entwicklung von Schutzgebietsverfahren im Landkreis. Erfreulich deshalb, da sich die baye-rische Trinkwasserversorgung seit vielen Jahren mit dem Problem der Festsetzung von Wasser-schutzgebieten zu kämpfen hat. „Hintergrund ist der Zielkonflikt zwischen dem Grundwasserschutz und der von Industrie und Landwirtschaft verlangten Flächennutzung. Auch das Umweltziel, Flächen-versiegelung zu vermeiden, spielt eine Rolle. Zum Schutz des Trinkwassers wäre es erforderlich, die Zahl der Wasserschutzgebiete zu erhöhen. Derzeit sind jedoch 400 bis 500 Verfahren zur Festsetzung

von Wasserschutzgebieten offen. Dies macht deutlich, wie schwer der Schutz des Trinkwassers in der Praxis umsetzbar ist. Die kommunalen Wasserversorger stehen dabei mit ihrem Rechtsanspruch als Träger öffentlicher Belange häufig alleine da. Sie benötigen Planungssicherheit für Investitionen, wenn sie dauerhaft Versorgungssicherheit garantieren sollen."

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1 Quelle : Diskussionspapier, 46. Vollversammlung des Bayerischen Städtetags am 21./22. Juli 2010 in Straubing, S. 15 f

Etwas betretener wurde es im Saal angesichts der mahnenden Worte von Herrn Straub vom Gesund-heitsamt Mindelheim. Er wies dringend darauf hin, dass Wasserversorgungen verpflichtet sind, im Hinblick auf eventuelle Probleme mit mikrobiologischen Verunreinigungen bereits im Vorfeld Lösun-gen und Handlungsanweisungen, allen voran der nach Trinkwasserverordnung geforderte Maßnah-menplan, zu entwickeln und mit dem Gesundheitsamt abzusprechen.

Die Erfahrung zahlreicher Betriebsbesichtigungen zeigt, dass insbesondere die Inbetriebnahme von Notfallchlorungen nach Anordnung des Gesundheitsamtes sich in der Praxis als sehr kompliziertes Unterfangen darstellt. Häufige Gründe für diese Erschwernisse sind mangelnde Fachkenntnis bezüg-lich der Inbetriebnahme von Dosieranlagen, fehlende Bezugsquellen für technische Ausstattung und Verbrauchsmaterial sowie die fehlende Vorbereitung von Impfstellen. Zur Verbesserung dieser Um-stände wurde von Herrn Straub ein extra Ausbildungstag nur für dieses Thema angeregt. Hierauf erklärten sich zwei Wasserversorger, die diese Problematik bereits abgearbeitet haben, bereit, ihre Anlagen für eine Vor-Ort-Schulung zur Verfügung zu stellen.

Als noch nicht abschließend zu beantworten erwies sich das Thema „Nahwärmenetze". Mehrere Versorger sehen sich der Situation gegenüber, dass zusätzlich zu den bereits „etablierten" Versor-gungsnetzen wie Wasser, Strom, Telefon, Kanal etc. ein Nahwärmenetz in die bestehenden Trassen hinein verlegt werden soll. Hier ist ein großer Informationsbedarf bezüglich Rechten, Pflichten, Ver-trägen, Abständen, Isolierungspflichten, Schutzrohren, Kostenregulierung im Schadensfall etc. etc. feststellbar. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass speziell die Biogasanlagen als Energieliefe-ranten für diese Nahwärmenetze durch fragwürdige Praktiken der Gärsubstraterzeugung bzw. –entsorgung für steigende Nitratwerte und somit für Kopfzerbrechen aus Sicht des Wasserversorgers sorgen.

Weiterhin kritisch zu betrachten ist oftmals die Situation der Wasserversorger hinsichtlich der Anfor-derungen der W 1000. Es sind allerdings erste Fortschritte zu beobachten. Es gibt immer mehr An-meldungen zur Externen-Weiterbildung im Rahmen der Qualifizierungsangebote der Bayerischen Verwaltungsschule. Diese erfreuliche Entwicklung ist nicht zuletzt der Initiative der Organisatoren der überregionalen Wasserwerksnachbarschaften und der damit verfügbaren Präsentationsplattform für die Bayerische Verwaltungsschule zu verdanken.

Eine solide Ausbildung und somit eine standfeste Kompetenz ist auch für das Thema „Selbsternannte Wasserbotschafter" sinnvoll und notwendig. Der Verbraucher beurteilt die Trinkwasserqualität nicht nach den Regeln der gesetzlichen Zuständigkeiten, sonder nach dem was aus dem Zapfhahn, i.d. R. dem Küchenhahn, letztendlich rauskommt. Der Wasserversorger ist verantwortlich bis zur Übergabestelle, i.d.R. das Absperrventil vor dem Wasserzähler. Die nachgeschaltete Trinkwasserin-neninstallation liegt in der Verantwortung des Eigentümers. Und genau dies machen sich fragwürdige Geschäftsleute zu Nutze, indem sie nicht direkt gelogene, aber für den Normalbürger dennoch irre-führende Aussagen zur Trinkwasserbeschaffenheit verbreiten.

Ziel der Ausführungen von Thomas Junger war es, die gängigsten Praktiken dieser Verkaufsveranstal-tungen für meist unnütze Geräte und Filter sachlich zu beleuchten und entsprechende Argumentati-onsmöglichkeiten zu vermitteln. Kernaussage ist, dass das vom Trinkwasserversorger angelieferte Trinkwasser keiner weiteren Aufbereitung in Haushalt bedarf und bei bestimmungsgemäßem Betrieb einer nach den anerkannten Regeln der Technik erstellten Hausinstallation ohne weiteres genießbar ist. Falls jemand Methoden anpreist, die ein unbedenkliches Trinkwasser anscheinend noch weiter verbessert, dann ist das in Ordnung. Wenn aber der Bevölkerung fälschlicherweise suggeriert wird, dass das Trinkwasser generell gesundheitsschädlich sei und somit der angepriesenen Technik bedür-fe, so sollte man als Vertreter des Wasserversorgers in der Lage sein, dies zu entkräften.

Eine harmonische Abrundung erfuhr der Fortbildungstag mit einer Betriebsfüh-rung durch die Wasserwerksanlage der gastgebenden Gemeinde Pless.Der zu-ständige Mitarbeiter, Herr Boneberger, konnte seinen interessierten Kollegen anhand seiner windkesselgepufferten Druckerhöhungsanlage sowie der Ver-knüpfung von einem Hochbehälter mit einem Tiefbehälter wissenswerte Er-kenntnisse aus der Mess-, Steuer- u. Regeltechnik vermitteln.

Thomas Junger B.A. Memmingen, 12. November 2013

WWN-Leiter Landkreis Unterallgäu

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